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Kundenspezifischer Kabelbaum  -  KSK

KSK – das Prinzip

Einige Automobilhersteller in Deutschland haben den sogenannten „Kundenspezifischen Kabelbaum KSK“ eingeführt. In jedem Fahrzeug wird dabei ein KSK (bei einigen Modellen auch mehrere KSKs) verbaut, der nur diejenigen elektrischen Funktionen enthält, die bei diesem einen Fahrzeug benötigt werden.
Dieses Konzept bietet damit Kostenvorteile (keine überflüssigen elektrischen Verbindungen), erfordert aber besondere Lösungen bei Entwicklung, Logistik, Engineering, Fertigung, Prüfung, Änderungsmanagement, Abrechnung und den IT-Systemen des KSKs.
Auch im Nutzfahrzeug-Bereich gibt es KSKs, wobei hier noch die besonderen Anforderungen in Hinblick auf variable Längen einiger Segmente des KSKs hinzukommen.

Kundenspezifischer Kabelbaum Beispiel

KSK – das Konzept

Das KSK-Konzept umfasst folgende Elemente:

Entwicklung:
Eine KSK-Zeichnung beschreibt die Topologie des Kabelbaums (Geometrie) und alle möglichen elektrischen Funktionen (Kundenmodule). Eine solche Zeichnung wird als 150%-Zeichnung bezeichnet. Ein KSK für ein spezielles Fahrzeug wird über eine Untermenge dieser Zeichnung abgebildet (100%-Zeichnung) und nutzt dabei nur einen Teil der insgesamt verfügbaren elektrischen Funktionen. Ein KSK kommt z.B. für den kompletten Innenraum zum Einsatz und verfügt über mehrere hundert elektrische Verbindungen.

Logistik:
Nachdem ein KSK nur für genau ein aktuelles Fahrzeug passt, muß ein Just-in-time- (JIT-) Prozeß für eine tagesgenaue KSK-Anlieferung oder alternativ ein Just-in-Sequence-(JIS-) Prozeß für eine produktionssynchrone KSK-Anlieferung eingeführt werden. Der Fahrzeug-Hersteller überträgt dazu an den Lieferanten einerseits eine langfristige Vorschau zum Gesamtbedarf der einzelnen Kundenmodule und andererseits kurzfristige Abrufe zu jedem KSK, die die Ausführung und JIT-/JIS-Liefertermine beschreiben. Wichtige Aspekte sind dabei

  • die technische Stabilität“ des KSK-Abrufs, d.h. bis wann der Fahrzeug-Hersteller den KSK inhaltlich ändern kann
  • die Zeitschiene der KSK-Abrufe, d.h. wieviel Zeit dem Lieferanten für Fertigung und Lieferung zur Verfügung steht
  • die logistische Stabilität“ der Abrufreihenfolge, d.h. welche Verwirbelungen der Reihenfolge zu welchem Zeitpunkt zulässig sind
Engineering:
Dem KSK-Lieferanten geht es beim Engineering darum, geeignete Unterlagen und Daten zu erzeugen, welche die Fertigung und Prüfung der KSKs ermöglichen. Je nach Fertigungskonzept arbeitet das Engineering dabei mit den Kundenmodulen der Zeichnung oder definiert eigene Produktionsmodule, die sich aus mehreren Kundenmodulen zusammensetzen. Dabei gibt es statische und dynamischen Produktionsmodule, die erst zum Zeitpunkt des Kundenabrufs entstehen.

Fertigung:
Die Endmontage der KSKs erfolgt meist auf Montagelinien mit vielen verketteten Arbeitsplätzen. Dabei ist eine besondere Herausforderung, dass jeder KSK einen unterschiedlichen Fertigungsinhalt hat und damit die verschiedenen Arbeitsplätze der Linie unterschiedlich stark belastet.

Ein wichtiger Punkt ist daher eine gute „Taktung“, d.h. eine geeignete Zuordnung der Module (Kundenmodule oder Produktionsmodule) zu den Arbeitsplätzen, so dass die Montagelinie möglichst gleichmäßig ausgelastet ist.

KSK - Fertigung

Prüfung:
Jeder KSK besteht aus den im Kundenabruf vorgegebenen Kundenmodulen und ist damit nahezu einzigartig. Bei der elektrischen Prüfung müssen daher Prüfsysteme zum Einsatz kommen, die zu jedem KSK ein individuelles Prüfprogramm erstellen können. Die gleichen Anforderungen bestehen bei optischen Prüfsystemen, z.B. zur Überprüfung der Belegung einer Relais- oder Sicherungsbox.

Änderungsmanagement:
Technische Änderung betreffen die Topologie und / oder die Ausführung einzelner elektrischer Funktionen, d.h. Kundenmodule. Hier ist immer eine Gesamtbetrachtung notwendig, d.h. der Einlauf der einzelnen technischen Änderungen muß so gestaltet werden, daß aus der Kombination der Kundenmodule immer ein technisch korrekter KSK entsteht.

Abrechnung:
Die Abrechnung erfolgt im Normalfall auf Basis der einzelnen Kundenmodule. Der Verrechnungspreis eines Kundenmoduls deckt dabei sowohl den direkten Herstellpreis für das Kundenmodul als auch den Preis für den Verbau diese Kundenmoduls in einem KSK ab.

IT-Systeme:
Beim KSK-Konzept sind besondere IT-Lösungen für folgende Aufgaben notwendig:

  • Erstellung der 150%-Zeichnung für KSKs
  • Abwicklung des JIS-/JIT-Prozesses mit den KSK-Abrufen
  • Definition der Fertigungsbaugruppen auf der Basis von KSK-Kundenmodulen
  • Planung der KSK-bezogenen Fertigungseinrichtungen
  • Steuerung der Fertigung von KSK-spezifischer Baugruppen und der KSK-Montage
  • Durchführung von KSK-bezogenen Prüfungen